Retrospective by MMandrakeP #4 – Ursprünglich war Dark Souls mal viel bunter: EverGrace

Ohne Charakter-Customization, aber mit dem Herz und Seele Urpsprung von Dark Souls. Das auf der PS2 erschienene EverGrace erschien im Jahr 2000, von From Software entwickelt und Crave Entertainment gepublished, und war somit ein Launch-Titel für die PS2. Was das Spiel nun mit Dark Souls am Hut haben soll wird erklären wieso ich es hier eine Woche nach Release von Dark Souls Remastered reviewe.

Abhänig von eurer Hauptcharakterauswahl durchlebt ihr die Story von Evergrace in zwei sehr unterschiedlichen Sichtweisen, mal abgesehen davon dass einer der Hauptcharaktere besser mit Waffen umgehen kann und einer besser mit Magie, genauso wie die Rätsel der Welt sich dadurch leicht unterscheiden. Auf das Kampfsystem selbst nimmt das zwar wenig Einfluss, aber dazu komme ich später noch. Die Story wird einem in einem groben Überblick am Beginn des Spiels serviert.
Einst existierte das große Königreich Rieubane, das die ganze Welt einen wollte. Viele Jahre später jedoch ist dieses Königreich nur mehr eine Legende, das Königreich selbst verwittert und zerstört, die Paläste leer und verlassen. Als euer gewählter Charakter wacht ihr nun, irritiert wie ihr an diesen Ort gekommen sein könntet, mitten auf dem Kontinent auf, der einst der Hauptsitz dieses Königreiches war. Von dort aus werdet ihr in die Geschehnisse der Story geworfen, ohne das Rücksicht auf euer Unwissen genommen wird und zusätzlich müsst ihr euch gegen die riesige Menge an Monstern verteidigen die die Insel für sich beansprucht haben (was nach einer Weile tatsächlich relativ einfach wird, zumindest falls man die richtigen Waffen für die Arbeit hat). Also, das Spiel ist relativ linear, ist nicht umbedingt schwer, was hat es jetzt mit Dark Souls zu tun?

Gameplay-mäßig sieht man die Einflüsse auf Dark Souls an jedem Eck und jedem Ende. Zwar hat EverGrace kein „Level Up“ durch die im Spiel sammelbare Währung, aber sämtliche Progression ist an die Ausrüstung gebunden. Findest/Kaufst du bessere Rüstung, hast du mehr Leben und mehr Verteidigung. Hast du ne stärkere Waffe, machst du mit einem spezifischem Element mehr Schaden. Levelst du deine Waffen/Rüstung, schaltest zusätzlich zum Status-Boost noch bessere Skills für diese frei. Und das Kampfsystem verwendet nicht nur eine Ausdauerleiste äußerst interessant, sondern ist mit einem normalem Angriff und einem speziellen Angriff (oder Skill, aber dazu später mehr) auch nicht sonderlich gewöhnungsbedürftig für Souls-Kenner. Sprint ist auf O und kostet Ausdauer, Dodge-Rolls gibt es jedoch nicht.
Aber kommen wir zum „interessanten“ Nutzen der Ausdauerleiste.
Das einzige andere Mal wo die PS2-Steuer-Buttons (□, △, ◯, X) analog verwendet wurden ist in MGS2 und 3, wo man leicht drücken konnte um die Waffe zu heben und fest „durchziehen“ musste um zu schießen. Codewort „Freeze!“. Auch hier werden diese Buttons, auch wenn es eigentlich nur □ ist, analog verwendet. So kostet jeder Angriff Ausdauer (die gleichzeitig auch die Lebensleiste ist), die sich beim nichts tun regeneriert. Aber einfach nur den Knopf zu drücken ist nicht gerade effektiv. Macht man etwas falsch? Nein! Denn wenn man den Knopf härter drückt braucht ein Angriff nicht nur mehr Ausdauer (100% wenn man richtig draufklopft), sondern macht auch bis zu 10 mal mehr Schaden. Dafür muss man dann halt ein paar Kreise um die Gegner laufen um wieder Ausdauer zu regenerieren. Und diese Art des „stärker Zuhauens“ betrifft nicht nur Waffen wie Schwerter, Keulen und Speere, sondern auch Bögen. Wenn man fester zieht fliegt wohl der Pfeil schneller und macht deswegen mehr Schaden? Keine Ahnung.
Der andere Angriff, der spezielle, verbraucht immer 100% Ausdauer und ist quasi ein Zauberspruch, der an das Equipment gebunden wird. Bei Waffen ist das noch weniger umständlich, da man 2 Waffen auf einmal equippen kann und mit einem Flick des rechten Sticks bei Stillstand wechseln, aber wenn man Rüstungszauber verwenden muss (was für einige Rätsel notwendig ist), wird man sehr oft ins Menü wechseln müssen um die Rüstung oder andere Dinge zu auszutauschen. Dann muss eine der verfügbaren Fähigkeiten in einem Auswahlfenster aktiviert werden und kann dann auf Knopfdruck aktiviert werden.
Und wo bekommt man dieses ominöse Equipment? Durch eine kleine Drop-Chance von Gegnern, in der Welt in Kisten, am Boden verstreut oder im Shop. Um einiges schwieriger zu finden jedoch in der Welt weil Dinge einfach als Sprite herumliegen, nicht so wie in Dark Souls wo alles leuchten muss was interagierbar ist. Bei meinem ersten Versuch dieses Spiel als Sharline zu spielen habe ich sowohl den Topf als auch den Bogen am Anfang des Spiels übersehen. Nur mit einem Tritt ausgestattet und ohne Plan wie man sich heilen soll bin ich nicht weit gekommen bevor ich das zeitliche gesegnet hatte. Aber mit dem Bogen und dem Topf ausgerüstet war das Spiel auf einmal machbar.
Den Shop allerdings erreicht man durch jeden Speicherkristall in der Welt. Hier kann man seine Ausrüstung kaufen, Verkaufen, reparieren und verbessern lassen. Das Geld dafür bekommt man durch das Bekämpfen von Gegnern, wobei diese mehr Währung droppen wenn man härter auf sie draufschlägt. Außerdem hat der Shopkeeper den einen oder anderen dummen Spruch auf den Lippen wenn man in seinen Augen sinnloses Equipment verbessern will (wie zum Beispiel meinen geliebten Kürbiskopf). Zusätzlich zum Portal in den Shop kann man an den Speicherkristallen auch den Hauptcharakter wechseln, wenn man zum Beispiel nicht über ein Rätsel weiter nachgrübeln will kann man so in die andere Kampagne wechseln um dort etwas weiter zu spielen und es später noch einmal zu versuchen.

Grafisch ist Evergrace nichts wirklich herausstechendes für heutzutägige Verhältnisse. Für damalige Verhältnisse auch nicht umbedingt, aber immerhin war Evergrace ein PS2-Launch-Title, da haben die Devs noch nicht so viel Ahnung was sie mit der Hardware alles zustande bringen können. Das Spiel ist bunt, hübsch anzusehen und was das HUD angeht ziemlich aufgeräumt. Für ein Action-RPG, das eindeutig das Grundwerk für Demon Souls und später drauf Dark Souls gelegt hat, ist es definitiv wert einmal angeschauen zu werden, auch wenn dieses Spiel kein so massives Abenteuer ist wie ein Souls Game.

Alles in allem würde ich Evergrace an alle empfehlen die ein bisschen in die Vorgeschichte der Action-RPGs von FromSoftware schnuppern wollen oder einfach statt einem beinharten Souls Game eine entspannendere Reise mit ein paar Kopfnüssen die es zu knacken gibt hinter sich bringen wollen.
Evergrace ist leider nur auf der PS2 verfügbar, aber wer so eine noch rumstehen hat und sich von dem Review angesprochen fühlte, sollte einen Blick riskieren.

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