Anime unter der Schere #1 | Card Captor Sakura

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Nach dem ersten Schnittbeitrag kommt heute einmal ein neues Format für den Shimapan Channel: Anime unter der Schere.

Einführung


Card Captor Sakura basiert auf der gleichnamigen Manga, der 1996 bis 2000 in der Nakayoshi erschien. Die Anime-Adaption erschien etwa zwei Jahre später und wurde vom Animationsstudio Mad House produziert. Neben der 70-teiligen Serie erschienen außerdem zwei Filme und mehrere Specials. Hierzulande erschien der Anime Ende 2003 und lief im Frühprogramm von Pro Sieben. Außerdem erschienen auch die Filme und sieben Volumes (Folge 1-24) des Animes auf DVD bei Universum Anime. Leider schafften es allerdings nur 35 Folgen der 70 Folgen nach Deutschland, weshalb die Serie mit einem abgebrochenen Dub nun mal so existiert und nicht fertig gestellt wurde. Doch wir erhielten die ungeschnittene japanische Fassung, weshalb wir die Serie ungekürzt genießen konnten (mit Ausnahme vom Opening, wir erhielten nur ein eindeutschtes Ending). Warum also der Artikel? Card Captor Sakura wurde in Amerika ausgestrahlt und das nicht ganz uncut. Daher konzentrieren wir uns nun auf die amerikanische Zensur und auch einer der schlimmsten, die ich bisher gesehen habe. Ausgestrahlt wurde diese Fassung im Jahre 2000.

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Grundlegende Veränderungen


Erst einmal wurde der komplette Name der Serie verändert. Wie das gehen soll? Man hat die Episoden einfach so ausgestrahlt, wie man lustig war und den Anime so ausgestrahlt, das es in diesem Konzept „Sinn“ ergab. Somit war die erste Folge der englischen Version eigentlich die achte und manche Episoden wurden auch so zusammengeschnitten, dass sie in etwa eine Episode ergaben. So kam dieser Anime in Amerika auf etwa 39 Folgen. Na ja, so kann man sich einen Anime auch zusammenbacken. Der Name des Animes war also nicht mehr Card Captor Sakura, sondern schlicht und einfach nur noch Cardcaptors. Mensch, der Hauptcharakter dieser Serie muss ja ein ziemliches Arschloch sein, wenn er im Dub einfach mal so aus dem Titel genommen wurde.

Dann wurden die Folgen so runtergeschnitten, das sie höchstens zwanzig Minuten lang waren (manche Folgen waren aber auch nur dreizehn Minuten lang). Also die übliche Länge, in der man auch eine Yu-Gi-Oh! Folge bekommt. Ausgestattet mit einem sehr schrecklich klingenden, englischen Opening, das irgendwie mehr orientalisch, abenteuerlich klingt, als romantisch und niedlich. Man versuchte der Serie wohl eine Art Actionstempel zu geben, damit diese Serie auch bitte nur Jungs schauen. Ist ja vollkommen egal, dass es sich hier um einen eher ruhigen, romantischen Magical Girl-Anime handelt. Aber egal, die Amerikaner haben sich ja noch nie darum geschert, was für Anime sie lizenzieren und bearbeiten, ne? Außerdem wurde der komplette Soundtrack und auch sämtliche Geräusche ausgetauscht und verändert. Man kann bei der amerikanischen Fassung eigentlich schon von einer ganz anderen Serie sprechen, wenn man den so will.

Inhaltliche Änderungen


Die erste inhaltliche Änderung, ist die Tatsache, das Sakura nicht mehr der Hauptcharakter ist. Shaolan übernimmt diesen Posten, weshalb die Serie auch da beginnt, wo er das erste Mal vorkommt. Ein niederes Weib kann doch einen Action-Anime niemals voran führen und würde die Serie doch total kaputt machen, buhu. Man ging wohl direkt davon aus, bei dieser Serie würde es sich um einen stumpfen Aufguss von Sailor Moon handeln, weshalb man sich den Shaolan schnappte und ihn zum Hauptcharakter machte. Das dieser aber absolut unsympathisch ist, scheint den Amerikanern auch egal zu sein. Hauptsache ein männlicher Hauptcharakter, mit so einem Weib kann man doch nicht arbeiten.

Dann wurden alle Namen geändert, die man nur ändern konnte. Sakura durfte ihren Vornamen behalten, allerdings nicht ihren Nachnamen. Dieser ist nun Avalon und ihre Familienmitglieder betrifft das natürlich auch: ihr Bruder heißt Tori, ihr Vater Aiden und ihre Mutter Natasha. Gott, sind das Scheißnamen, aber hey, Avalon klingt doch hart nach einem Charakter, der in einem Fantasy Anime vorkommen könnte. Shaolan heißt nun Li Showron, Sakuras Freundin heißt nun Madison Taylor (meine Fresse …), ihre ganzen Klassenkameraden haben auch ziemlich amerikanische Namen und am schlimmsten hat es Yukito erwischt: Julian Star. Er wirkte ja schon so nicht hetero, aber das bringt das homoerotische an ihm auf ein Level, das ich niemals sehen oder hören wollte. Übertroffen wird das nur von Eriol, der nun Eri Moon heißt. Kopf trifft Tisch, den Keros Name durfte zwar bleiben, jedoch heißt er nun statt Cerberus, Keroberos. Man muss das ganze ja auch offensichtlicher für die Kiddies machen, ne?

Tomoyos leicht lesbische Ader wurde natürlich auch rausgeschnitten, was ja zu erwarten war. Lesben existieren nicht, wissen wir doch alle. Aus so ziemlich jeder Beziehung wurde reine Freundschaft und na ja … die leicht homoerotische Anziehungskraft zwischen Shaolan und Yukito natürlich auch. Als nächstes wurde auch rausgenommen, wie die Beziehung zwischen Sakuras Eltern entstand. Er war kein Lehrer mehr, sondern einfach ein Mitschüler, der relativ athletisch war und bloß nicht älter war als Nadeshiko. Beziehungen zwischen Lehrer und Schülerin sind immerhin böse, jawohl. Ganz allein die Verliebtheit zu Yukito ist an Sakura geblieben und später dann auch in Shaolan, allerdings wird das ganze weitaus dezenter gehalten. Ihr Charakter ist weitestgehend auch erhalten geblieben, allerdings … ist sie eine ziemliche Bitch, die nur an sich selbst denkt.

Und der nächste wäre auch noch Kero. Der redet wie so ein … schwarzer Klischee-Kerl und versaut damit die Vorstellung von Sakuras Klamotten, die Tomoyo genäht hat. Außerdem wird einfach behauptet, das Gumi-Outfit sei aus Titan – dafuq, was?

Es gibt noch einige andere Änderungen, die in der Serie vorgenommen wurden. So endet die Serie mit einem Cliffhänger und auch so lässt sie einen mit ziemlich vielen Fragen stehen. Doch ich habe diese Version nicht ganz gesehen, um das beurteilen zu können.

Visuelle Änderungen


Natürlich hat man versucht, so ziemlich jeden Hinweis auf japanische Kultur wegzuschneiden. Immerhin spielt diese Serie in Amerika, wo denn auch sonst (kann aber auch sein, dass sie in Japan spielt. Genau weiß ich das nicht)? Was bei Sailor Moon funktioniert hat, muss doch sicher auch in dieser Serie funktionieren. Das Opening der Serie hat nicht mal Szenen aus dem eigentlichen Openings. Stattdessen hat man sogar am Anfang eine eigene CGI-Animation erstellt, die das Buch von Clow zeigt. Sonst gab es keine weiteren visuellen Änderungen, da die Skripte zum Teil so geschrieben waren, dass die Dialoge so ziemlich alles selbst erklärend gemacht haben.

Letztliche Entwicklung und Ausstrahlung


Nachdem man nun 39 Folgen ausgestrahlt hatte, wurden auch die restlichen Folgen nicht ausgestrahlt. Warum auch, immerhin hat man hier einen völlig neuen Anime zusammengeschnitten. Das ist sogar noch extremer, als bei Yu-Gi-Oh!, wo einfach nur viel editiert und geschnitten wurde. Der erste Film wurde ebenfalls noch vom Unternehmen bearbeitet, der für die Serie zu ständig war. Der zweite ging dann an einer anderen Publisher, der wieder nach dem Originalkonzept der Serie ging. Somit durfte auch Sakura wieder Hauptcharakter sein und das ist sie ja auch letzten Endes auch. Man könnte nun meinen, die Amerikaner haben eine zerschnittene Serie mehr im Portfolio, doch DAS stimmt nicht so ganz. Das englische Animaxx hat später noch mal dafür gesorgt, dass alle Folgen mit Originalmaterial nachsynchronisiert wurden und das finde ich sehr schön. So konnten diese die Serie noch einmal richtig sehen und uns betraf das ja von Anfang an nicht.

Fazit


Zumindest in diesem Fall ist alles noch mal gut verlaufen. Immerhin haben sich die Amerikaner sogar dazu erweichen lassen, einen zweiten Dub anzufertigen. Das wäre eine Sache, an der sich die deutschen Publisher vielleicht mal eine Scheibe abschneiden könnten *böse in Richtung KSM funkel*. Bei uns wurde die Serie zwar nie fertig gestellt, hat aber dennoch einen sehr guten Dub und keine spürbaren Veränderungen. Denn man darf eines nicht vergessen – die Serie an sich behandelt viele Konflikte zwischen den Charakteren und bleibt sonst eher harmlos. Vielleicht war das auch der Grund, warum sich die Amerikaner gerade diesen Anime geschnappt haben. So viel zumindest zu Card Captor Sakura, wo alles noch mal ein gutes Ende hatte. (die Folgen gibt es im übrigen auf Youtube zu sehen. Einfach Cardcaptors in die Suche eingeben)

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4 Gedanken zu “Anime unter der Schere #1 | Card Captor Sakura

  1. Wow, etwas das ich nicht wusste! O0O Nein ernsthaft, habe mir mal das Intro angesehen und MAN ist das ein Corny Beat XD Eine bizarre Editierung, das kommt ja sehr nahe an den anime Saber Rider der auch den Helden einfach mal austauschte xD Die Namen sind ja eh immer seltsam, aber das klingt shcon genial, tolles Format, lob an den Autor ;)

    • Vielen Dank. ^^
      Ich hab irgendwann mal davon gelesen, aber frag mich nicht wo. Das war glaub, als ich den Manga angefangen habe zu lesen. Ich mag übersichtliche Faktenbeiträge, wenn ich klugscheißern kann, haha xD

  2. Oh Gott, das klingt ja furchtbar was die Amis da gemacht haben.. Klingt als könnte man fast weinen wenn man sich das antut.
    Aber das erinnert mich daran das ich den Anime auch immer noch auf japanisch schauen wollte. Kenne nur ein paar wenige deutsche Folgen. Damals habe ich das dauernd verpasst, weil ich immer vergessen habe das die Serie samstags morgens lief. xD
    Da ich zurzeit nicht recht weiß was ich schauen soll (auf meiner langen plan-to-watch-list spricht mich grade nichts an), werde ich mir wohl mal CCS vornehmen. Habe durch den Artikel jetzt irgendwie Lust drauf. xD

    • Freut mich, dass ich dir Lust gemacht habe xD
      Ich mag die Geschichte auch ganz gern und werde auch noch die Folgen nachholen, die ich damals nicht sehen konnte. Sakura ist einfach pures Zucker *.*

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